PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Contubernium: Unterschied zwischen den Versionen

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
kein Zusammenhang erklärt
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
 
(5 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Contubernium''' ([[latein]]isch „Zeltgemeinschaft“, Mehrzahl: ''Contubernia'') mit in der Regel acht Mann war die kleinste organisatorische Einheit in der antiken [[Römische Legion|römischen Armee]] (in der frühen [[Römische Republik|Republik]] war dies noch die [[Decurie]] mit zehn Mann).  
Das '''Contubernium''' ([[latein]]isch „Zeltgemeinschaft“, Mehrzahl: ''Contubernia'') mit in der Regel acht Mann war die kleinste organisatorische Einheit in der antiken [[Römische Legion|römischen Armee]] (in der frühen Republik war dies noch die [[Decurie]] mit zehn Mann).  


== Militärische Bedeutung ==
== Militärische Bedeutung ==
Ein Contubernium teilte sich nicht nur ein Lederzelt, sondern auch Handmühle und Maultier mit Treiber und bildete somit eine Haushalts- und Kampfgemeinschaft. Die Soldaten standen in der Schlachtordnung beieinander und bildeten vermutlich eine Rotte der acht Mann tiefen [[Phalanx]]. Sie marschierten zusammen, bereiteten gemeinsam das Essen und schanzten bei der Errichtung einer Feldbefestigung einen Abschnitt mit ihren [[Pilum_murale|Pila muralia]]. Bei Verfehlungen einzelner wurde oft auch die ganze Gruppe mit bestraft.
Ein Contubernium teilte sich nicht nur ein Lederzelt, sondern auch Handmühle und Maultier mit Treiber und bildete somit eine Haushalts- und Kampfgemeinschaft. Die Soldaten standen in der Schlachtordnung beieinander und bildeten vermutlich eine Rotte der acht Mann tiefen [[Phalanx]]. Sie marschierten zusammen, bereiteten gemeinsam das Essen und bauten bei der Errichtung einer Feldbefestigung die Grenze um einen einen Abschnitt mit den [[Pilum murale|''pila muralia'']].<ref>Mehrzahl von ''pilum murale'', das waren 150 bis 190 Zentimeter lange, im Querschnitt meist quadratische und am Ende zugespitzte Holzbalken</ref> Bei Verfehlungen einzelner wurde oft auch die ganze Gruppe mit bestraft.


In den [[Römische Militärlager#Standlager|Standlagern]] der [[Limes (Grenzwall)|Limites]], in denen im Gegensatz zu den Marschlagern keine Zelte mehr aufgeschlagen sondern feste, teilweise mehrstöckige Mannschaftsbaracken gebaut wurden, ging der Begriff auf den von jeweils acht Soldaten bewohnten Teil einer Mannschaftsbaracke über. Eine solche Mannschaftsbarracke bestand aus zehn Contubernia und einem Centurionenkopfbau, in welchem der Kommandant der jeweiligen Centurie untergebracht war.<ref name="Fischer_2012_261">Thomas Fischer: ''Die Armee der Caesaren. Archäologie und Geschichte'', Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3791724133. S.&nbsp;261&nbsp;ff.</ref> Das Contubernium selbst bestand aus einem Schlafraum, auch ''papilio'' (lat. ''Zelt'') genannt, und einem Vorraum, der ''arma'' (lat. ''Waffen''). Die ''papiliones'' konnten mehrstöckig sein und weisen Herdstellen auf. Die ''arma'' diente primär der Unterbringung der Waffen, wurde aber auch als Pferdestall bei berittenen Einheiten oder für handwerkliche Tätigkeiten genutzt.<ref name="Fischer_2012_261"/>
In den [[Römische Militärlager|Standlagern]] des [[Limes (Grenzwall)|Limes]], in denen im Gegensatz zu den Marschlagern keine Zelte mehr aufgeschlagen, sondern feste, teilweise mehrstöckige Mannschaftsbaracken und auch ganze [[Kastell]]e gebaut wurden, ging der Begriff auf den von jeweils acht Soldaten bewohnten Teil einer Mannschaftsbaracke über. Eine Mannschaftsbarracke bestand aus zehn Contubernia und einem Centurionenkopfbau, in welchem der Kommandant der jeweiligen Centurie untergebracht war.<ref name="Fischer_2012_261">Thomas Fischer: ''Die Armee der Caesaren. Archäologie und Geschichte'', Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3791724133. S.&nbsp;261&nbsp;ff.</ref> Das Contubernium selbst bestand aus einem Schlafraum, auch ''papilio'' (lat. ''Zelt'') genannt, und einem Vorraum, der ''arma'' (lat. ''Waffen''). Die ''papiliones'' konnten mehrstöckig sein und weisen Herdstellen auf. Die ''arma'' diente primär der Unterbringung der Waffen, wurde aber auch als Pferdestall bei berittenen Einheiten oder für handwerkliche Tätigkeiten genutzt.<ref name="Fischer_2012_261"/>


Bis zur Heeresreorganisation des Kaisers [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] hatte das Contubernium keinen leitenden Dienstgrad, sondern wurde vom jeweils Dienstältesten geleitet. Danach wurde das Contubernium auf zehn Mann verstärkt und von einem ''decanus'' geführt. In dieser Zeit wurde das Contubernium auch ''manipulus'' genannt (im Zuge der Reorganisation fielen die bisherigen [[Manipel|Manipel]] als organisatorische und taktische Einheiten weg). Während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers [[Leo VI. (Byzanz)|Leo VI.]] (886–912) zählte das Contubernium 16 Mann.
Bis zur Heeresreorganisation des Kaisers [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] hatte das Contubernium keinen leitenden Dienstgrad, sondern wurde vom jeweils Dienstältesten geleitet. Danach wurde das Contubernium auf zehn Mann verstärkt und von einem ''decanus'' geführt. In dieser Zeit wurde das Contubernium auch ''manipulus'' genannt (im Zuge der Reorganisation fielen die bisherigen [[Manipel]] als organisatorische und taktische Einheiten weg). Während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers [[Leo VI. (Byzanz)|Leo VI.]] (886–912) zählte das Contubernium 16 Mann.


== Zivile Bedeutung ==
== Zivile Bedeutung ==
Im [[Römisches Eherecht|römischen Eherecht]] entspricht das Contubernium der heutigen „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“, und zwar zwischen einem [[Sklaverei im antiken Rom|Sklaven]] und einer Sklavin bzw. zwischen einem Sklaven und einer [[Freigelassener|Freigelassenen]]. Diese waren nicht als rechtswirksame Ehen anerkannt, was insbesondere zur Folge hatte, dass die daraus entstehenden Kinder kein Verwandtschaftsverhältnis zu ihrem Vater hatten (und auch nicht zur Mutter, wenn diese Sklavin war). Eine solche Verbindung erforderte das Einverständnis des Sklavenbesitzers, der dieses jederzeit widerrufen konnte.
Im römischen [[Eherecht]] entspricht das Contubernium der heutigen „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“, und zwar zwischen einem [[Sklaverei im antiken Rom|Sklaven]] und einer Sklavin bzw. zwischen einem Sklaven und einer [[Freigelassener|Freigelassenen]].<ref>aus diesem Grunde steht der Begriff bei Wikipedia auch in der entsprechenden Kategorie</ref> Diese waren nicht als rechtswirksame Ehen anerkannt, was insbesondere zur Folge hatte, dass die daraus entstehenden Kinder kein Verwandtschaftsverhältnis zu ihrem Vater hatten (und auch nicht zur Mutter, wenn diese Sklavin war). Eine solche Verbindung erforderte das Einverständnis des Sklavenbesitzers, der dieses jederzeit widerrufen konnte.


Nicht zu verwechseln ist das Contubernium in diesem Sinne mit dem [[Konkubinat]], einer „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“ zwischen freien römischen Bürgern, die nicht die Absicht hatten zu heiraten.
Nicht zu verwechseln ist das Contubernium in diesem Sinne mit dem [[Konkubinat]], einer „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“ zwischen freien römischen Bürgern, die nicht die Absicht hatten zu heiraten.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Leo VI. (Byzanz)|Leo VI.]]: ''Kaisers Leo des Philosophen Strategie und Taktik.'' 5 Bände. Trattner u. a., Wien 1777–1781.
* Leo VI. (Byzanz): ''Kaisers Leo des Philosophen Strategie und Taktik.'' 5 Bände. Trattner u. a., Wien 1777–1781.
* {{KlP|1|1298||Contubernium|Alfred Richard Neumann}}
* {{KlP|1|1298||Contubernium|Alfred Richard Neumann}}
* Anne Johnson: ''Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches'' (= ''[[Kulturgeschichte der antiken Welt]].'' Bd. 37). von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, insbes. S.&nbsp;193ff.
* Anne Johnson: ''Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches'' (= ''[[Kulturgeschichte der antiken Welt]].'' Bd. 37). von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, insbes. S.&nbsp;193ff.

Aktuelle Version vom 18. Juni 2025, 09:13 Uhr

Das Contubernium (lateinisch „Zeltgemeinschaft“, Mehrzahl: Contubernia) mit in der Regel acht Mann war die kleinste organisatorische Einheit in der antiken römischen Armee (in der frühen Republik war dies noch die Decurie mit zehn Mann).

Militärische Bedeutung

Ein Contubernium teilte sich nicht nur ein Lederzelt, sondern auch Handmühle und Maultier mit Treiber und bildete somit eine Haushalts- und Kampfgemeinschaft. Die Soldaten standen in der Schlachtordnung beieinander und bildeten vermutlich eine Rotte der acht Mann tiefen Phalanx. Sie marschierten zusammen, bereiteten gemeinsam das Essen und bauten bei der Errichtung einer Feldbefestigung die Grenze um einen einen Abschnitt mit den pila muralia.[1] Bei Verfehlungen einzelner wurde oft auch die ganze Gruppe mit bestraft.

In den Standlagern des Limes, in denen im Gegensatz zu den Marschlagern keine Zelte mehr aufgeschlagen, sondern feste, teilweise mehrstöckige Mannschaftsbaracken und auch ganze Kastelle gebaut wurden, ging der Begriff auf den von jeweils acht Soldaten bewohnten Teil einer Mannschaftsbaracke über. Eine Mannschaftsbarracke bestand aus zehn Contubernia und einem Centurionenkopfbau, in welchem der Kommandant der jeweiligen Centurie untergebracht war.[2] Das Contubernium selbst bestand aus einem Schlafraum, auch papilio (lat. Zelt) genannt, und einem Vorraum, der arma (lat. Waffen). Die papiliones konnten mehrstöckig sein und weisen Herdstellen auf. Die arma diente primär der Unterbringung der Waffen, wurde aber auch als Pferdestall bei berittenen Einheiten oder für handwerkliche Tätigkeiten genutzt.[2]

Bis zur Heeresreorganisation des Kaisers Hadrian hatte das Contubernium keinen leitenden Dienstgrad, sondern wurde vom jeweils Dienstältesten geleitet. Danach wurde das Contubernium auf zehn Mann verstärkt und von einem decanus geführt. In dieser Zeit wurde das Contubernium auch manipulus genannt (im Zuge der Reorganisation fielen die bisherigen Manipel als organisatorische und taktische Einheiten weg). Während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers Leo VI. (886–912) zählte das Contubernium 16 Mann.

Zivile Bedeutung

Im römischen Eherecht entspricht das Contubernium der heutigen „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“, und zwar zwischen einem Sklaven und einer Sklavin bzw. zwischen einem Sklaven und einer Freigelassenen.[3] Diese waren nicht als rechtswirksame Ehen anerkannt, was insbesondere zur Folge hatte, dass die daraus entstehenden Kinder kein Verwandtschaftsverhältnis zu ihrem Vater hatten (und auch nicht zur Mutter, wenn diese Sklavin war). Eine solche Verbindung erforderte das Einverständnis des Sklavenbesitzers, der dieses jederzeit widerrufen konnte.

Nicht zu verwechseln ist das Contubernium in diesem Sinne mit dem Konkubinat, einer „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“ zwischen freien römischen Bürgern, die nicht die Absicht hatten zu heiraten.

Literatur

  • Leo VI. (Byzanz): Kaisers Leo des Philosophen Strategie und Taktik. 5 Bände. Trattner u. a., Wien 1777–1781.
  • Alfred Richard Neumann: Contubernium. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1298.
  • Anne Johnson: Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches (= Kulturgeschichte der antiken Welt. Bd. 37). von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, insbes. S. 193ff.
  • Raimund Friedl: Der Konkubinat im kaiserzeitlichen Rom. von Augustus bis Septimius Severus (= Historia. Einzelschriften H. 98). Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06871-6, insbes. S. 75ff. (Zugleich: Tübingen, Univ., Diss., 1994).
  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment (= Kulturgeschichte der antiken Welt. Bd. 33). 9. überarbeitete Auflage. von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-0886-8.
  • Thomas Fischer: Die Armee der Caesaren. Archäologie und Geschichte, Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3791724133. S. 261 ff.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Mehrzahl von pilum murale, das waren 150 bis 190 Zentimeter lange, im Querschnitt meist quadratische und am Ende zugespitzte Holzbalken
  2. 2,0 2,1 Thomas Fischer: Die Armee der Caesaren. Archäologie und Geschichte, Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3791724133. S. 261 ff.
  3. aus diesem Grunde steht der Begriff bei Wikipedia auch in der entsprechenden Kategorie

Andere Lexika